Scheisse einsammeln, Komposthaufen anlegen, Damper (=Stockkuchen) machen und musikalische Unterhaltung fuer Camps – das waren nur einige meiner Aufgaben auf der Yurt-Farm, und ich wage zu sagen, dass ich in jeder davon zum Experten geworden bin. Was in meiner Erinnerung jedoch den groessten Stellenwert haben wird, sind nicht die vielfaeltigen Aktivitaeten in toller Landschaft, sondern die grossartigen Menschen, die ich kennengelernt habe. Die Yurtfarm ist das beste, was mir auf der gesamten Reise passiert ist, und Mike ist ohne Zweifel mein persoenliches Highlight. An meinem letzten Abend lieferte ich mir mit ihm noch ein spannendes, mehrstuendiges Tennistunier, dann gab es eine Abschiedsfeier im Farmhaus, mit Judith, Mike, Tess, Rubi, der Italienerin Mara und dem etwa 30jaehrigen Australier Andy, der seit ein paar Monaten uebergangsweise zur Miete im Wwoofhaus auf der Farm wohnt und mit dem ich sehr viel Spass hatte (unter anderem hat er mir beigebracht, dass man Kiwis auch mit Schale essen kann – und sollte, wenn ihr mich fragt). Es gab ein grossartiges Mahl mit Wein, ausserdem hat Judith sich die Arbeit gemacht, mein Lieblingsdessert zuzubereiten, von dem sie mir spaeter noch ein Stueck in einer Tupperdose fuer die Zugfahrt mitgegeben hat. Mike und ich haben ein letztes Mal musiziert und Tess und Rubi haben ein paar vorher eingeuebte Abschiedstaenze vorgefuehrt. Dann bekam ich ein Abschiedspaket ueberreicht (austr. Tshirt, Karte, u.a.). Anschliessend saehen wir uns eine australische Comedy-DVD an, um meinem Unterricht in australischem Humor fortzusetzen und abzuschliessen. Das Ende des Abends war so traurig wie der ganze Tag (und schon die Woche davor): wir haben uns alle umarmt, 1000 Mal beieinander bedankt und besaetigt, wie schoen die vergangenen Monate waren. Musizieren und diskutieren mit Mike, streiten und lachen mit Judith, Tess und Rubi lehren, Schach zu spielen, unter Mikes Anleitung zahllose, nicht immer ganz durchdachte Projekte durchfuehren – das alles wird mir sehr fehlen.
Das Aussergewoehnliche an meiner Beziehung zu Mike war, dass wir uns nicht nur gut verstanden haben, wenn er oder ich besonders guter Stimmung waren – es war der Alltag (soweit man auf Der Yurtfarm von einem Alltag sprechen kann), der das Leben mit ihm zu etwas Besonderem gemacht hat. Wir hatten wirklich immer Spass. Beim mueseligen Reparieren eines Yurt-Daches haben wir unaufhoerlich ueber internationale Politik diskutiert, beim Fahren mit dem Auto haben wir prinzipiell aus voller Kehle australische Volkslieder gesungen bzw. gebruellt, von denen er mir so viele beigebracht hat, beim Bauen neuer Attraktionen wie dem Flying Fox (eine Seilbahn, mit der die Kinder ueber eine kleine Schlucht „fliegen“ koennen, haben wir unentwegt gelacht. Dazu kommt all das (Tisch-)Tennis, Squasch, Brettspiel spielen und musizieren. Mike ist humorvoll, intelligent, weise, sozial und politisch interessiert und hat eine tolle Weltanschauung. Er ist ein Menschenfreund und ist jedem wohlgesonnen (ausser dem Praesidenten von Zimbabwe Mugabi, dem er einen Attentaeter auf den Hals wuenscht).
Genug der Huldigungen …. Nachdem die drei oder vier Monate meines zweiten Aufenthaltes auf der Farm vorueber gegangen sind, bin ich mit dem Zug nach Sydney gefahren, wo ich bei deutschstaemmigen Freunden von Mike und Judith untergekommen bin, die ich auf der Farm getroffen hatte. Die beiden – Anne und Rudi – haben ein wunderschoen gelegenes Haus in einem Aussenbezirk Sydneys – im Nationalparkwald, direkt am Meer. Mit Rudi habe ich an meinem letzten Australienvormittag noch eine Segeltour auf seinem Boot gemacht, bevor es am Nachmittag in den Flieger nach Dubai ging. Am naechsten Morgen in der Fruehe kam ich dort an, gefolgt von meiner Mutter, die am Abend eintraf. Ich empfing sie auf dem Flughafen und die Widersehensfreude war nach 10 Monaten natuerlich gross. Seit fuenf Tagen verleben wir nun eine sehr schoene und heisse Zeit in Dubai. Wir haben eine spektakulaere Wuestensafari mitgemacht (zum Glueck habe ich nicht bei dem selben Unternehmen wie vor 10 Monaten gebucht – ich wusste gar nicht, wie gut so eine Safari sein kann!), bei der wir in den Genuss kamen, in einem sg. Hummer durch die Gegend kutschiert zu werden (siehe Fotoordner).
Auf dem Creek, dem Meeresarm, der zehn Kilometer in die Innenstadt Dubais hineinreicht und es in die Bezirke Deira und Bur Dubai aufteilt, haben wir vor zwei Abenden eine mehrstuendige Bootstour mit einem Dhaw mitgemacht, einem traditionellen, kleinen Segelschiff. Die beiden Uferseiten waren schoen beleuchtet; wir passierten glaeserne Hochhauser sowie alte Herrscherpalaeste, von denen wir zuvor schon einige besichtigt hatten, in denen heute Museen beherbergt sind.
Nun liegen noch fuenf Tage vor uns, die hoffentlich genauso schoen und vielseitigen werden, wie die bisherigen, bevor es dann zurueck nach Deutschland geht.
An alle, die seit Wochen auf eine Email von mir warten: In letzter Zeit bin ich mal wieder so gut wie gar nicht dazu gekommen, ins Internet zu gehen, und wenn ich die Gelegenheit hatte, hatte ich keine Chance, die riesige Warteschlange abzuarbeiten (und habe es deshalb gar nicht erst versucht). Viele von euch werde ich ja bald leibhaftig wiedersehen, den anderen werde ich schreiben, wenn ich in Deutschland bin.
Ein paar neue Bilder gibt es in Fotoordner 19 (Leider nur ein paar, da der Computer hier zu langsam zum Hochladen ist. In Deutschland reiche ich mehr nach.).